Andreasturm: Wenn Unmögliches möglich wird

Der Bau des Andreasturm am Bahnhof Zürich Oerlikon war eine richtige Herkulesaufgabe. Das 22-stöckige Hochhaus steht gleich neben den Gleisen. EBP hat in einem breit aufgestellten Team aus BHU/BHV sowie Spezialistinnen aus verschiedenen Fachgebieten massgeblich zum Gelingen beigetragen. A und O waren die gute Zusammenarbeit im Team sowie stets alle Bauphasen im Blick zu behalten.

«Wie bitte? Am Bahnhof Zürich Oerlikon soll auf engstem Raum zwischen 2 Bahngleisen ein 80 Meter hohes Gebäude zu stehen kommen? Wie soll das gehen?», denken zuerst alle, die beim Bau des Andreasturms involviert sind und sich mit der Vision der Bauherrin SBB befassen. Der Bahnhof Oerlikon ist eine der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in der Schweiz. Im Jahr 2013, als die Projektplanung startet, ist der Bauplatz rund um das geplante Hochhaus äusserst eng. Im Minutentakt fahren links und rechts Züge durch. Betriebsunterbrüche dürfen dort auf keinen Fall auftreten.

Rechte Hand der SBB

Heute ragt der Andreasturm stolz in die Höhe. Damit dies möglich wurde, war eine minutiöse, gut durchdachte Planung zentral. Wir sind stolz, dass wir dies zusammen mit allen Involvierten hingekriegt haben. Herzstück unserer Aufgaben als Bauherrenunterstützung (BHU) bzw. -vertretung (BHV) war, das Projekt so zu steuern, dass die Ziele, welche die SBB zu Projektbeginn gesetzt hat, auch in der Realisierungsphase eingehalten werden. Als «Sparing Partnerin» haben wir die Bauherrin zudem über alle Projektphasen hinweg vorausschauend beraten und in den zahlreichen Bauherrenaufgaben unterstützt. Unter dem Strich hiess dies: aufzeigen, welche Themen priorisiert werden müssen und darauf hinweisen, was die Folgen sind, wenn dies nicht getan wird.

Damit Lifte nicht zum Flaschenhals werden

Da war die begrenzte Fläche, die insbesondere die Baulogistik vor grosse Herausforderungen stellte. Tagtäglich lieferten zahlreiche Unternehmer tonnenweise Material an. In nur 6 Liften musste dieses vom Erdgeschoss in die oberen Stöcke verteilt werden. Die Lifte sollten aber nicht nur neues Material hochtransportieren, sondern gleichzeitig auch Entsorgungsmaterial in das Untergeschoss bringen. Eine Unmöglichkeit? Nein, die Herausforderungen in der Baulogistik konnten schliesslich durch ein Ticketing-System entschärft werden, mit dem die Unternehmer den für sie benötigten «Timeslot» auf einer digitalen Plattform reservieren konnten und so fast ohne Wartezeiten aneinander vorbeikamen.

Komplexe Baugrube

Enge Platzverhältnisse stellten auch die Baugrube zwischen den Gleisen vor grosse Herausforderungen. Der Totalunternehmer (TU) empfahl in Abstimmung mit den Planenden, die 22 Stockwerke vom Erdgeschoss in die Höhe zu bauen und gleichzeitig die Untergeschosse in der Tunnelbauweise nach unten. Ein komplexes Vorhaben, das eine minutiöse Abstimmung kleinster Details erforderte. Auch hier war die Einbringung von neuem Material und der Abtransport des Aushubs nur über ein paar wenige Zugänge durch Deckenöffnungen und mit Spezialmaschinen möglich. Die Baugrube musste immer wieder gesichert werden, damit kein Schaden am Gebäude, den umliegenden Bauten oder den Bahntrassen entstehen konnte. Dieser Vorschlag des TU war zwar teurer, aber am Ende für die Bauherrschaft die wirtschaftlichere Lösung: Sie konnte damit wertvolle Zeit gewinnen.

Vorausschauende Beratung

Die Herausforderungen mit den Liften oder der Baugrube geben einen kleinen Einblick in die vielen Aufgaben, die uns als BVU/BHU beschäftigten. Die Machbarkeit solcher Vorschläge haben wir zusammen mit unserem fimeninternen Fachplanenden zusammen mit der Bauherrin stets im Detail studiert, Vor- und Nachteile differenziert abgewogen und die SBB in ihrer Entscheidungsfindung gestärkt.

Eine phasenübergreifende Betrachtung war ein zentraler Mehrwert unserer Arbeitsweise, welcher der SBB während dem ganzen Projekt immer wieder zugutekam. Die Bauherrin profitierte stets von unserem Erfahrungsschatz in anderen Grossprojekten. Davon, dass wir Projekte von der Bestellung bis zur Mängelabnahme begleiten. Davon, dass wir erkennen, was man bereits bei der Bestellung beachten muss, weil wir auch bei den Abnahmen dabei sind.

Im Team von EBP waren neben der Bauherrenvertretung auch Fachplanende aus den Bereichen Bauingenieurwesen, Gebäudetechnik und Fassade vertreten. Das Team hat für Qualitätsprüfungen eng zusammengearbeitet.
Im Team von EBP waren neben der Bauherrenvertretung auch Fachplanende aus den Bereichen Bauingenieurwesen, Gebäudetechnik und Fassade vertreten. Das Team hat für Qualitätsprüfungen eng zusammengearbeitet.

Vier-Augen-Prinzip mit EBP-Fachplanenden

Nützlich war für die SBB zudem unsere zusätzliche baufachtechnische Unterstützung. Ob Bauingenieur, Planer für Haustechnik, Elektronik oder Fassaden  ̶  auf Seiten EBP war ein breit aufgestelltes Team mit im Boot. Im Zusammenspiel mit der BHU / BHV haben die Fachplanenden überprüft, ob das Gebäude auch so umgesetzt wird, wie es die Bauherrschaft bestellt hat. Während der Planungsphase hiess dies, in den verschiedenen Phasenabschlüssen zu beurteilen, ob die externen Planenden die Ziele der Bauherrin richtig interpretiert hatten. Während der Realisierung ging es um einen kritischen Blick auf die fachlich korrekte Umsetzung. Durch diese zusätzlichen Qualitätssicherung liessen sich Herausforderungen frühzeitig erkennen und Risiken minimieren. Die Bauherrin profitierte von einem einzigartigen Mix aus Spezialwissen der einzelnen Fachplanenden und Generalistenwissen der BHU / BHV.

Teamarbeit hat massgeblich dazu beigetragen, dass der Andreasturm trotz der vielfältigen Herausforderungen zum Erfolg wurde: sei es mit den einzelnen Kolleginnen und Kollegen von EBP, aber auch den Projektierenden und Umsetzenden. Stets hiess es, zusammen an einem Strang ziehen und die Herausforderungen im Team lösen.