Weil ein Spülbecken Berge versetzen kann

Unternehmen, die auf Ressourceneffizienz setzen, können viel erreichen: Die Umwelt profitiert, die Kosten nehmen ab. Reffnet.ch, das Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz, zeigt den Firmen ihre Schwachstellen auf, schlägt ihnen Verbesserungsmassnahmen vor und begleitet sie bei deren Umsetzung. EBP misst, wie viel das bewirkt. Zudem entwickeln und betreiben wir ein Web-Erfassungsportal.

Einzig mit einem neu designten Spülbecken möchte die Franke Küchentechnik AG ihren Footprint um 60 Milliarden Umweltbelastungspunkte (UBP) reduzieren – dies entspricht dem Umweltfussabdruck von sage und schreibe 3000 Schweizerinnen und Schweizern. Setzt die Firma alles wie geplant um, sind damit in den nächsten fünf Jahren auch Kosteneinsparungen im siebenstelligen Frankenbereich verbunden.

Ein Plus für Umwelt, Kosten und Kunde

Wie das funktioniert? Franke fertigt das Spülbecken «Evolution EVX 220» nicht mehr aus drei Einzelteilen, sondern einem einzigen Blech an. Materialverluste fallen dadurch weg. Pro Spüle werden deshalb rund 6,5 Kilogramm weniger Chrom-Nickel-Stahl benötigt. Da das Unternehmen jährlich rund 230'000 Becken für den nordamerikanischen Markt fabriziert, ergibt dies eine totale Materialeinsparung von ca. 7500 Tonnen. Der Umwelt kommt dies zu Gute, weil weniger Chrom-Nickel-Stahl produziert und Materialverluste nicht mehr energieaufwändig rezykliert werden müssen. Zudem nimmt der Energieaufwand für die Herstellung des Spülbeckens um stattliche 75 Prozent ab. Darüber hinaus senkt Franke damit die Produktionskosten und reduziert den Montageaufwand beim Kunden.

Von «flüsternden» Kehrichtwagen bis zu ressourcenschonenden Salaten

Auf die Idee, mit dem «Ecodesign» eines einzelnen Spülbeckens solche Hebel in Gang zu setzen, kam das Unternehmen zusammen mit einem Berater von Reffnet.ch. Der Fall Franke ist bei weitem nicht der einzige, an dem die Expertinnen und Experten vom Netzwerk Ressourceneffizienz Schweiz herumgetüftelt haben. Da gibt es auch noch Schwendimanns «flüsternden» Kehrichtwagen, bei dem ein elektrischer Nebenantrieb für leisere und emissionsärmere Sammelvorgänge sorgt. Die Saropack AG ermöglicht umweltfreundlichere Folienverpackungen von Früchten und Gemüse durch den Verzicht auf PVC-Folien. Und die Forster AG produziert dank Hydrokultur und der Nutzung von Abwärme aus der Abfallverbrennung auch im Winter ressourcenschonend Salate. Reffnet-Lösungen sind äusserst vielfältig. Alle haben zum Ziel, die Ressourceneffizienz bei Unternehmen zu verbessern. Denn diesen fehlen oft Wissen und vor allem auch personelle Ressourcen, um hier vorwärts zu machen.

Reffnet.ch bringt Umweltschutz und Kostenein-
sparungen unter einen Hut.

Umweltschutz, der sich auszahlt

Die Beraterinnen und Berater von Reffnet.ch zeigen den Betrieben mit einer Potenzialanalyse Verbesserungsbereiche auf, planen entsprechende Massnahmen und begleiten sie bei deren Umsetzung. EBP ist Teil der Trägerschaft von Reffnet.ch und analysiert anhand der Methode der Ökobilanz, welche Umweltwirkung die einzelnen Massnahmen erzielen: Wie viel Material wie zum Beispiel Chrom-Nickel-Stahl wird eingespart? Und wie wirkt sich dies alles auf den Umweltfussabdruck aus? Im Fokus steht der Einfluss auf Ressourcenverbräuche und Emissionen über den gesamten Produktlebenszyklus. Die Wirkung drücken wir in UBP aus; einer Masseinheit, die alle Umweltwirkungen berücksichtigt  ̶  vom Klimawandel über den Landverbrauch bis zum Abbau von mineralischen Ressourcen. Herausforderung ist, dass Massnahmen zur Verbesserung der Ressourceneffizienz, im Gegensatz zur Energieeffizienz, sehr vielfältig und auch für jede Branche sehr unterschiedlich sind. Zudem beschränken sich Umweltwirkungen oft nicht nur auf die Schweiz. Denn die Materialien und die Energie, die in unseren Erzeugnissen stecken, werden vielfach im Ausland gewonnen; Schweizer Produkte werden wiederum häufig exportiert. Herausforderung für uns zu Beginn des Projekts war, einen Ansatz zu entwickeln, mit dem die Umweltwirkung der Unternehmen einheitlich dokumentiert werden kann. Gleichzeitig sollten die Aussagen robust, aber die Erfassung für die Firmen nicht zu aufwändig sein.

Doch was bringt es einer Firma, Umweltschutz-Massnahmen mit hohen Kosten umzusetzen? Neben dem Footprint betrachtet EBP auch die Kostenseite der Massnahmen: wie hoch allfällige Investitionskosten sind und wie sich die Betriebskosten verändern. Nicht nur die Franke Küchentechnik, sondern auch andere Beispiele haben gezeigt, dass sich betrieblicher Umweltschutz oft auch wirtschaftlich auszahlt. Die Einsparungen bei den operativen Kosten übersteigen die erforderlichen zusätzlichen Investitionskosten.

Wo alle Fäden zusammenlaufen

Bearbeitungsstatus, Umweltwirkung, Kosteneinsparung: In der Anfangsphase von Reffnet.ch kursierten diverse Excel-Listen. Heute laufen alle Fäden digital im „Web-Erfassungsportal“ zusammen. EBP hat dieses in Zusammenarbeit mit den Reffnet-Experten und der -Geschäftsstelle konzipiert und programmiert und auf die Bedürfnisse der Anwender ausgerichtet. Heute dokumentieren dort die Beraterinnen und Berater alle Informationen. Per Mausklick stehen in Kürze umfassende Auswertungen zur Gesamtwirkung von Reffnet.ch zur Verfügung, lassen sich ins Excel exportieren und zum Beispiel für den Jahresbericht des Netzwerks verwenden.

Reffnet.ch wird verlängert

Ob ein neu designtes Spülbecken oder «flüsternde» Kehrichtwagen – die smarten Lösungen von Reffnet.ch versetzen in den Unternehmen oft Berge beim Umweltschutz. Rund 100 haben seit der Gründung im 2013 ausgewählte Massnahmen umgesetzt. Langsam, aber sicher zieht die Nachfrage an. Das Netzwerk ist auf Kurs, sein Ziel einer jährlichen Gesamtreduktion um 74 Milliarden UBP zu erreichen. Und dies hat schliesslich auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) überzeugt, Reffnet.ch für weitere vier Jahre finanziell zu unterstützen.

Team Reffnet.ch

Das Projektteam:

Andy Spörri leitet das Marktfeld Ressourceneffizienz und Abfallmanagement. Er unterstützt diverse Entscheidungsträger bei Fragen zum effizienten und schonungsvollen Umgang mit Ressourcen und zur Kreislaufwirtschaft. Durch seine Tätigkeit als ETH-Dozent leistet er auch einen Beitrag zur Ausbildung der Problemlöser der Zukunft.

Als Interaktionsdesignerin und Softwareentwicklerin kennt sich Sarah Schöni sowohl mit technischen Parametern als auch mit gestalterischen Möglichkeiten aus. Sie entwickelt Web- und Business-Applikationen für verschiedene Anwendungsbereiche. Dabei stellt sie die Sichtweise der Anwender konsequent ins Zentrum. So entstehen Lösungen, die verständlich sind und gerne genutzt werden.

Reffnet.ch vereinigt mehrere Organisationen unter einem Dach:

  • Für Beratungsleistungen sind die Effizienzagentur Schweiz AG, die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Myclimate, die Züst Engineering AG und ein externer Expertenpool zuständig.  
  • Die Geschäftsstelle von Reffnet.ch wird von WERZ Institut für Wissen, Energie und Rohstoffe Zug geführt.
  • Der Verein Pusch ist für die Sensibilisierung der Unternehmen und die Kommunikation verantwortlich.
  • Wirkungsbewertung von Massnahmen und das Web-Erfassungsportal sind bei EBP angesiedelt.