Projekt

Passstrasse als Entwicklungstreiber (Kasachstan / Kirgistan)

Zwei über 5’000 m hohe Gebirgszüge und eine Grenze trennen die Metropole Almaty mit ihren zwei Millionen Einwohnenden von der Tourismusregion Issyk-Kul. Unsere Studie untersuchte die Rolle einer neuen Strassenverbindung als Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung.

EBP erstellte ein Economic Impact Assessment (EIA) für eine neue Passstrasse, die in Zukunft Kasachstan und Kirgisistan verbinden könnte. Unsere Auftraggeberin, die Asian Development Bank (ADB), und beide Länder wollten wissen, inwieweit die regionale Wirtschaft von der Strasse und dem verstärkten Tourismus profitieren würde.

Regionalwirtschaftliche Auswirkungen durch verstärkten Tourismus

Wer heute von Almaty in die Tourismusregion Issyk-Kul reist, muss die Berge im Osten oder Westen umfahren. Die Fahrt dauert etwa sieben Stunden und beim Grenzübergang kann es zu Verzögerungen kommen. Seit Jahrzehnten gibt es Pläne für eine neue Strasse, die das Gebirge überquert. Die Fahrt würde dann mit der kürzesten Variante nur noch rund 1 Stunde und 40 Minuten dauern und wäre auch für Wochenendausflüge attraktiv.

EBP US in Boston und EBP Schweiz prüften gemeinsam mit lokalen Partnern in Zentralasien, welche groben Linienführungen möglich wären. Daraufhin leiteten wir Szenarien für die Verkehrsnachfrage ab. Um die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen zu ermitteln, erstellte das EBP-Team ein «Multi-Regional Input Output Model». Damit konnten wir beurteilen, welche Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte auf beiden Seiten der Grenze entstehen, wenn der Tourismus ansteigt.

Positive Effekte auf beiden Seiten der Grenze

Wir schätzten ab, welche Verhaltensänderungen zu erwarten wären, wenn sich Reisezeiten und -kosten stark verringern. Hierzu zogen wir einschlägige Literatur bei, stellten Berechnungen an und führten zahlreiche Interviews. Das Ergebnis unserer Untersuchung: Die neue Strasse ist eine wichtige, aber nicht die einzige Voraussetzung für ein starkes Wirtschaftswachstum. Das regulatorische Umfeld (z. B. das Recht für Ausländer, Grundeigentum zu erwerben) und die touristische Infrastruktur müssen mit den Anforderungen der zusätzlichen Reisenden Schritt halten.

Wenn auch die im regionalen Tourismus-Masterplan vorgeschlagenen Massnahmen weitgehend umgesetzt werden, wird die neue Strasse ein starkes regionales Wachstum ermöglichen. Dieses wird vor allem auf der kirgisischen Seite einen relevanten Beitrag zum BIP leisten. Aber auch die kasachische Seite und insbesondere Almaty würden von attraktiveren Tourismusangeboten profitieren.

Beide Regierungen sind nun bereit, weitere Schritte zu unternehmen, um zum Beispiel die finanzielle Machbarkeit der Straße über eine Maut zu prüfen.

Bild: Lake Issyk-Kul bei Cholpon-Ata in der Nachsaison
Bildquelle: © EBP, Mark Sieber

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