Nachhaltiger Bahnhof-Bau am Beispiel Häggenschwil

Wo setzen wir an, um bei Bahn-Bauten möglichst viel CO2 zu vermeiden? Von dieser Frage ausgehend haben wir mit der Schweizerischen Südostbahn SOB ein Klimascreening entwickelt. Die Bilanzierungsmethode lässt sich auf weitere Infrastrukturprojekte übertragen.

Klimascreening Meilenstein_Gleisbau

«Bei Bahn-Bauten könnte viel CO₂ eingespart werden.»

Weltweit verursacht die Bauindustrie rund 13 Prozent der CO₂-Emissionen. Gemäss architecture2030 fallen davon rund 7 Prozent in der «restlichen Bauindustrie» an, wozu auch Bahn-Bauprojekte wie Brücken, Unterführungen und Bahnhöfe gehören.

Das ist zu viel, denkt unser Projektteam, es muss klimafreundlichere Infrastruktur möglich sein. Das interdisziplinäre Team überlegte, wie Infrastrukturprojekte nachhaltiger werden können, und hatte eine innovative Idee, die es im Rahmen des Boostcamps – einer EBP-eigenen Innovationsförderung – ausarbeitete. Es traf sich gut, dass die Schweizerische Südostbahn SOB mitten im Planungsprozess eines Infrastrukturbaus stand. Es bot sich an, die Idee anhand eines Kundenprojektes durchzuspielen und gemeinsam mit der SOB weiterzuentwickeln.

Ein Pilotprojekt

Die SOB plant aktuell den Umbau des Bahnhofs Häggenschwil, Perron- und Gleisanlagen sowie Zugänge zum Perron werden erneuert. Ein interdisziplinäres Team von EBP unterstützt das Bahnunternehmen dabei, möglichst umwelt- und klimafreundlich zu planen. Damit dürfte sich die SOB einen strategischen Vorteil verschaffen, denn Regulationen und CO₂-Abgaben werden in absehbarer Zukunft kommen.

Boostcamp Pinnwand

Brainstorming fürs Klima

«Im Boostcamp war Raum dafür, aus dem Projektierungsprozess zu zoomen und umsetzbare Massnahmen zur CO₂-Reduktion zu sammeln», so Projektleiterin Seraina Tresch. «Ein Beispiel: Verwendet die Bauherrin Ortbeton anstelle von Fertigelementen, spart sie rund 77 Tonnen CO₂ ein.»

Die Besonderheit des Klimascreenings ist gemäss Marco Zumstein: «sowohl das Potenzial der CO₂- als auch der UBP-Reduktion sichtbar zu machen» (UBP: Umweltbelastungspunkte). Damit ergibt sich die Chance, dass der Wert der langfristig nachhaltigen Massnahmen nicht von kurzfristigen wirtschaftlichen Einwänden versenkt wird. Die Bilanzierung ist aber gar nicht so einfach: «Die Bilanzierungs-Methodik ist aktuell für den Tiefbau noch nicht etabliert. Das heisst, dass die entsprechenden Materialwerte teilweise neu erarbeitet werden müssen.»

«Wir berücksichtigen sowohl CO₂ als auch Umweltbelastungspunkte.»

Von der Idee zum Klimascreening

Das Projektteam hat bereits alle wichtigen Punkte gründlich auf Klima- und Umweltfolgen untersucht. Die Resultate präsentieren wir unserem Kunden in Form einer ansprechenden Management Summary. Mit dem übersichtlichen Klimascreening helfen wir der SOB, sich bewusst für oder gegen bestimmte Baumaterialien und -prozesse zu entscheiden. Dieses Vorgehen kann sie auch auf zukünftige Bauprojekte anwenden.

Nach dem Boostcamp baute unser Team das Klimascreening noch aus. Da für die Entscheidungsträger auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielen, berechneten wir zusätzlich die Kostenfaktoren.

Wie geht es weiter?

In Zukunft dürfte das Klimascreening auch für weitere Bahnunternehmen und Tiefbauämter interessant sein. «Die Datengrundlage gepaart mit unserem Expertenwissen kann generell Unternehmen im Bahn- und Strassenbau dabei helfen, klimafreundlicher zu bauen», so Projektleiterin Seraina Tresch. «Das Klimascreening führen wir optimalerweise am Ende der Studien- oder Vorprojektphase durch.»